(c) A.M.P.A.S.
Guten Morgen all Ihr Oscar-Gucker,
Nachdem ich die Oscar-Nacht halbwegs überstanden habe (Twitter und dem Internet sei Dank!) und ein paar Stunden Schlaf hatte, ist es an der Zeit für einen Rückblick auf die – wie sage ich es am besten – langweiligste Verleihung der letzten Jahrzehnte.
Es gehört schon fast dazu, dass man am Ende einer jeder Oscarverleihung klagt, wie langweilig und unspektakulär alles gewesen sei, wie lahm die Witze und vorhersehbar die Sieger waren. Doch meistens gibt es zumindest diese kleinen, persönlichen Momente, die die Oscar-Nacht zu etwas besonderem machen. Im letzten Jahr war es für mich beispielsweise der Gewinn von Geoffrey Flechter, der den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch für „Precious“ erhalten hat und völlig überwältigt auf der Bühne stand. Oder aber Stanley Tuccis Laudatio für Meryl Streep. Doch in diesem Jahr? Da danke ich vor allem Colin Firth für die mit Abstand beste Dankesrede des Abends – und Sandra Bullock für ein wenig Originalität als Präsentatorin und Jeff Bridges dafür, dass er Jeff Bridges ist. Ansonsten war die Verleihung einfach nur langweilig und erschreckend hastig.
Das ging schon am Anfang los, als Anne Hathaway und James Franco in einem zwar nicht sonderlich innovativen, dafür aber vielversprechenden Filmeinspieler zu sehen waren – und sich danach auf der Bühne nicht zu schade waren, ihre (Annes) Mutter und seine (Francos) Großmutter als Gag-Vorlage zu nehmen. Aber nachdem wohl kürzesten und uninspiriertesten Eröffnungsgespräch aller Zeiten ging es dann in einem äußerst zügigen Tempo weiter. Emotionale Höhepunkte? Fehlanzeige! Raum für Improvisationen? Nee! Stattdessen hat sich Anne Hathaway achtmal umgezogen, ständig über die geplanten Gags gelacht und sich vor lauter Freude, die Oscars moderieren zu dürfen, gar nicht mehr eingekriegt. Souverän ist anders. James Franco wirkte hingegen gelangweilt und – gelangweilt. Als Billy Crystal schließlich ein Rückblick auf die Verleihung mit Bob Hope ansagen durfte, wurde mir schmerzlich bewusst, was dieser Verleihung am meisten fehlt: ein passender Moderator! Also, Academy, vergesst die Jagd nach jüngerem Publikum und sucht euch wenigstens einen Moderator, der dieser Rolle gewachsen ist – und nicht bei jeder (!) Ansage eines Laudatoren aus dem Häuschen gerät.
Besinnt Euch außerdem auf Eure Tugenden: Es ist die Nacht der Stars, der richtigen großen Stars und nicht gerade angesagter Darsteller. Deshalb feiert die Stars und die Filme! Und zwar nicht zum x-ten Mal die vergangenen Sieger, sondern die nominierten Beiträge. Denn hier hat die Academy zwar erstaunlich viele Independentfilme nominiert, aber letztendlich wurde keiner ausgezeichnet, sondern die Mitglieder haben sich brav an die Favoriten gehalten. Dabei wäre ich für jede kleine Überraschung dankbar gewesen. Sie hätte mich wach gehalten – so musste ich um vier Uhr auf einen Becher „Cookies Dough“ zurückgreifen. Nicht, dass ich mit den Gewinnern nicht leben könnten. Die Schauspieler waren ausnahmslos gut in ihren Filmen, auch wenn ich beispielsweise John Hawkes in „Winter’s Bone“ besser fand als Christian Bale in „The Fighter“. Auch mit „The King’s Speech“ kann ich leben, da meines Erachtens alle nominierten Filme gut und keiner herausragend war. Doch im Grunde meines Filmpreisherzens hätte ich mir einfach einen Sieg eines Underdogs gewünscht. Denn dieser Sieg hätte die Nacht zu etwas Besonderem werden lassen. So war sie einfach nur – ich weiß, ich wiederhole mich – langweilig!
Aber gehen wir konstruktiv an die Sache heran! Meine Bitten für das nächste Jahr: 1. Neue Moderatoren! 2. Keine groß angekündigten, letztendlich aber faden Teenie-Überraschungen!3. Augen auf bei der Wahl der nominierten Filme! Und 4.: Get Billy Crystal back!